Das bedeutendste Erbe der Gemeinde ist die Erdölförderung, denn Suche nach dem schwarzen Gold geht hier über 350 Jahre zurück. Sie begann im 17. Jahrhundert mit dem Ausgraben von ölhaltigem Sand aus sogenannten Theerkuhlen.
Viele Jahre später ging Wietze mit einer Erdölbohrung in die Geschichte ein. Professor Georg Konrad Hunäus aus Hannover teufte hier 1858 eine geologische Erkundungsbohrung ab. Diese Hunäus-Bohrung gilt heute als eine der ersten Bohrungen nach Erdöl weltweit. Der Originalschauplatz nahe dem Ortskern wurde zum 150-jährigen Jubiläum rekonstruiert und mit einer großen Infotafel ausgestattet.
Es dauerte aber noch vier Jahrzehnte bis Friedrich Hasenbein bei einer Bohrung nördlich des Flüsschens Wietze auf eine neue ergiebige Erdölquelle stieß und damit 1899 endgültig das Ölfieber in Wietze auslöste. Fortan strömten Dutzende Firmen her, um ihren Anteil an dem viel versprechenden Vorkommen zu sichern.
Bei Steinförde war eine russische Gesellschaft durch die Suche nach Erdöl 1876 auf reines Steinsalz gestoßen. Auch hier dauerte es allerdings einige Jahre, bis man das Steinsalz fördern konnte. 1906 wurde auf rund 11 Hektar das Kaliwerk Steinförde gegründet, das bis zur Stilllegung 1924 einen ganzen Ortsteil maßgeblich prägte. Während die einst riesigen Fabrikationsanlagen nicht mehr zu erkennen sind, bestehen das Direktorenwohnhaus und das das ehemalige Verwaltungsgebäude bis heute. Auch die Straßennamen „Kaliweg, Am Salzberg“ und „Haldenstraße“ erinnern an die Zeit der Kaliförderung in Steinförde.

Mehr noch als die Salzförderung veränderte jedoch der Ölboom die Gemeinde Wietze. Denn hier wurde innerhalb nur weniger Jahre, die gesamte Infrastruktur auf die Erdölförderung ausgerichtet. Neben einer Raffinerie wurde 1903 kurzerhand eine Bahnlinie von Schwarmstedt nach Celle eingerichtet, später kam eine Verladestelle an der Aller hinzu. Und da zahlreiche Bohrbetriebe vor Ort miteinander konkurrierten, wurde neuer Wohnraum für die Beschäftigten geschaffen.
Die Ölvorkommen in Wietze waren so reichhaltig, dass 1908/09 etwa 80 Prozent der gesamten Inlandsnachfrage in Deutschland durch Wietzer Erdöl gedeckt wurde. Als die Förderrate sank, der Bedarf aber stieg, errichtete man bei Kriegsende 1918/20 sogar ein Erdölbergwerk. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang dauerte die Erdölförderung in der Gemeinde an, bis 1963 das Wietzer Ölfeld aus wirtschaftlichen Gründen schlussendlich stillgelegt wurde.
Viele Artefakte der Erdölförderung sind bis heute erhalten geblieben, ein Großteil davon im Deutschen Erdölmuseum zu bestaunen. Auch eines der größten Bohrunternehmen hat noch heute einen Standort in der Gemeinde: DEA betreibt bis heute seinen Bohrbetrieb und ein Forschungslabor zur Untersuchung von Bohrkernen in Wietze.