Was sie schon immer wissen wollten (FAQ)
Der Klimawandel ist ein komplexes Zusammenspiel von unterschiedlichsten Faktoren, die extrem komplex und oft nicht leicht zu verstehen sind. Auf den nachfolgenden Seiten bieten wir Ihnen die Möglichkeit, manche Ihrer Fragen beantworten zu können. Die Antworten, die Sie hier finden, basieren auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Studien können auf Nachfrage angefordert werden.
Sollten Sie weitere Fragen haben, zögern Sie nicht, diese an den Klimaschutzmanager der Gemeinde Wietze zu richten.
Allgemeines
Gibt es wirklich einen wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel?
Ja, es gibt einen klaren wissenschaftlichen Konsens, dass der Klimawandel real ist und hauptsächlich durch menschliche Aktivitäten verursacht wird – insbesondere durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas.
Eine umfassende Studie von Mark Lynas, Benjamin Houlton und Simon Perry (2021), veröffentlicht in Environmental Research Letters, untersuchte über 88.000 wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Klimawandel. Ihr Ergebnis: 99,9 % der begutachteten Studien stimmen überein, dass der Klimawandel menschengemacht ist.
Diese Untersuchung bestätigt frühere Studien, die ebenfalls eine überwältigende Einigkeit unter Wissenschaftler*innen zeigen.
Warum gibt es dann noch Zweifel?
Trotz des klaren wissenschaftlichen Konsenses gibt es immer wieder Debatten, allerdings werden diese nicht von der Wissenschaft, sondern oft von Interessenvertretern aus Politik und Wirtschaft angestoßen.
- Industrie-Lobbys: Einige Unternehmen, insbesondere aus der fossilen Brennstoffindustrie, haben jahrzehntelang gezielt Zweifel gesät, um Klimaschutzmaßnahmen hinauszuzögern.
- Medienverzerrung: In Talkshows oder Berichten wird oft eine künstliche "Balance" geschaffen, indem eine Handvoll skeptischer Stimmen genauso viel Raum bekommt wie die wissenschaftliche Mehrheit.
- Missverständnisse und Fake News: Wissenschaftliche Unsicherheiten in einzelnen Detailfragen werden manchmal so dargestellt, als sei der gesamte Klimawandel ungewiss – was nicht der Fall ist.
Fazit:
Die Forschung ist sich einig: Der Klimawandel ist real, er ist menschengemacht, und seine Folgen sind gravierend. Die wissenschaftliche Debatte dreht sich nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie – also wie stark sich das Klima verändert und welche Maßnahmen ergriffen werden sollten.
Ist der Klimawandel nicht ein natürlicher Prozess?
Ja, das Klima auf der Erde hat sich im Laufe der Geschichte schon oft verändert. Es gab Eiszeiten und Warmzeiten, und verschiedene natürliche Faktoren wie Vulkanausbrüche, Veränderungen in der Sonnenstrahlung oder Schwankungen der Erdbahn haben dazu beigetragen. Doch der aktuelle Klimawandel unterscheidet sich deutlich von diesen früheren Klimaveränderungen.
Während natürliche Klimaschwankungen sich über viele Tausende oder sogar Millionen Jahre erstrecken, geschieht die derzeitige Erwärmung in einem enormen Tempo. Seit Beginn der Industrialisierung ist die Durchschnittstemperatur der Erde bereits um mehr als 1,1°C gestiegen – und das innerhalb von nur 150 Jahren. Frühere Warmzeiten entwickelten sich dagegen über Jahrtausende.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass natürliche Faktoren die gegenwärtige Erwärmung nicht erklären können. Die Sonnenaktivität hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht wesentlich verändert, und Vulkanausbrüche führen zwar kurzfristig zu Abkühlungen, aber nicht zu einer langfristigen Erwärmung. Stattdessen belegen Messungen, dass die Erde mehr Wärme aufnimmt als sie abgeben kann – und das liegt vor allem an den Treibhausgasen, die durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzt werden.
Auch die Konzentration von CO₂ in der Atmosphäre ist heute höher als zu jedem Zeitpunkt der letzten 800.000 Jahre. Das bestätigt, dass der Klimawandel nicht einfach ein natürlicher Zyklus ist, sondern vom Menschen verursacht wird. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt sind sich einig: Der aktuelle Klimawandel ist menschengemacht, er schreitet schneller voran als je zuvor und hat bereits spürbare Folgen für unser Wetter, unsere Ozeane und Ökosysteme.
Alle sprechen von Klimaerwärmung. Warum wird es bei uns manchmal bitterkalt?
Der Klimawandel bedeutet nicht, dass es überall und jederzeit wärmer wird. Stattdessen führt er zu extremeren Wetterbedingungen. Während die Durchschnittstemperaturen weltweit steigen, beeinflusst der Klimawandel auch die Atmosphäre und Meeresströmungen, die unser Wetter bestimmen. Ein Beispiel dafür ist der Jetstream, ein starker Windstrom in großer Höhe, der das Wetter in Europa lenkt. Durch die Erwärmung der Arktis verliert dieser Jetstream an Stabilität, wodurch kalte Luft aus der Polarregion leichter nach Mitteleuropa gelangen kann und was zu eisigen Temperaturen und heftigen Wintereinbrüchen führen kann.
Zudem gibt es natürliche Wetterschwankungen, etwa durch La Niña oder veränderte Hoch- und Tiefdrucklagen, die auch ohne Klimawandel auftreten. Der entscheidende Punkt ist aber, dass einzelne kalte Tage oder Wochen nichts über den langfristigen Erwärmungstrend aussagen. Klimawandel bedeutet also nicht, dass es nie mehr kalt wird, sondern, dass extreme Wetterlagen häufiger und unberechenbarer werden.
Siehe auch: Was genau hat der Golfstrom mit dem Klimawandel und unserem Wetter zu tun?
Alle sprechen von einem Stopp der Erwärmung unter 1,5°C. Das ist doch nicht viel.
1,5°C klingt erst einmal nach wenig, schließlich schwanken die Temperaturen täglich um viel größere Werte. Aber der Klimawandel ist etwas anderes als das Wetter: Es geht um die durchschnittliche Temperatur der gesamten Erde über einen langen Zeitraum.
Ein scheinbar kleiner Temperaturanstieg hat massive Auswirkungen auf das gesamte Klimasystem. Zum Vergleich: In der letzten Eiszeit war es im globalen Durchschnitt nur etwa 5°C kälter als heute, aber große Teile Europas waren unter einer kilometerdicken Eisschicht begraben. Kleine Änderungen der globalen Durchschnittstemperatur bedeuten also gewaltige Veränderungen für Ökosysteme, Wetter und Meeresspiegel.
Hier sind einige der Folgen, die bereits heute spürbar sind und sich bei 1,5°C oder mehr weiter verschärfen:
- Mehr Extremwetter: Hitzewellen, Dürren und Starkregen nehmen weltweit zu.
- Gletscher und Polareis schmelzen: Das führt zu steigendem Meeresspiegel und bedroht Küstenstädte und tiefliegende Länder wie die Niederlande oder Bangladesch.
- Veränderung von Ökosystemen: Korallenriffe sterben ab, Wälder brennen häufiger, Tier- und Pflanzenarten sterben aus.
- Bedrohung für Menschen: Wassermangel, Nahrungsmittelknappheit und klimabedingte Migration nehmen zu.
Jedes Zehntelgrad zählt, weil sich viele dieser Veränderungen nicht einfach rückgängig machen lassen. Deshalb ist es so wichtig, die Erderwärmung so gering wie möglich zu halten.
Was genau hat der Golfstrom mit dem Klimawandel und unserem Wetter zu tun?
Der Golfstrom ist eine der wichtigsten Meeresströmungen der Erde. Er transportiert warmes Wasser aus den Tropen nach Europa und sorgt dafür, dass es hier milder ist, als es die geografische Lage vermuten lässt. Ohne den Golfstrom wären die Winter in Europa viel kälter, ähnlich wie in Kanada.
Der Klimawandel beeinflusst den Golfstrom auf zwei Arten:
- Durch die Erwärmung schmelzen große Mengen Eis in Grönland und in der Antarktis, welches als Süßwasser ins Meer fließt. Dieses Süßwasser ist leichter als Salzwasser und stört den normalen Antrieb des Golfstroms, der von der Salz- und Temperaturdichte des Wassers abhängt. Dadurch kann die Strömung langsamer werden oder sich sogar abschwächen.
- Durch die globalen Veränderungen wärmen sich die Meere weltweit auf. Wärmeres Wasser dehnt sich aus und verändert die Strömungsdynamik. Gleichzeitig schwächt es die Tiefenwasserbildung ab – ein wichtiger Motor des Golfstroms.
Was passiert, wenn der Golfstrom langsamer wird?
- Ein langsam werdender Golfstrom durch sich aufwärmende Ozeane führt zu kälteren Wintern in Europa. Was wie ein Paradox klingt, liegt an der abnehmenden Wärme, die nach Europa transportiert werden. Somit kann es in Westeuropa häufiger zu Kälteperioden kommen.
- Das wärmere Wasser staut sich vor der Ostküste der USA, was dort zu einem überdurchschnittlichen Anstieg des Meeresspiegels führt.
- Hurrikane und andere Extremwetterereignisse können sich verstärken, weil der Golfstrom langsamer abfließt und mehr Wärme speichert.
- Der Golfstrom ist Teil der Atlantischen Umwälzzirkulation (AMOC). Wenn diese weiter schwächelt, könnten sich Wettermuster weltweit drastisch verschieben und die sensible Stabilität des Weltklimas gefährden.
Kann der Golfstrom ganz zum Stillstand kommen?
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass der Golfstrom heute so schwach ist wie seit 1.000 Jahren nicht. In der Vergangenheit gab es Phasen, in denen er fast ganz zum Erliegen kam – mit dramatischen Folgen für das Klima. Wenn das passiert, könnte es in Europa sehr kalt werden, während tropische Regionen noch heißer und feuchter werden.
Fazit: Der Golfstrom ist ein zentraler Motor für das globale Klima, und der Klimawandel bringt ihn ins Wanken. Seine Abschwächung könnte tiefgreifende Folgen für Europa, Nordamerika und das gesamte Weltklima haben.
Sind E-Autos eigentlich wirklich Klimaretter?
Elektroautos gelten als zentrales Instrument der Verkehrswende und als Hoffnungsträger im Kampf gegen den Klimawandel. Doch trotz ihres „grünen“ Images ist die Frage berechtigt: Sind sie tatsächlich klimafreundlicher als herkömmliche Verbrenner – oder verlagern sie Umweltprobleme lediglich von der Straße in die Rohstoffminen und Stromnetze?
Die Wissenschaft liefert auf diese Frage keine einfache Ja-oder-Nein-Antwort, sondern zeichnet ein differenziertes Bild. Fest steht: Elektrofahrzeuge verursachen in der Herstellung, insbesondere durch die Produktion ihrer Lithium-Ionen-Batterien, deutlich höhere Treibhausgasemissionen als konventionelle Pkw. Diese Batterien benötigen große Mengen kritischer Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel, deren Gewinnung in vielen Fällen mit erheblichen ökologischen Schäden, Wasserverbrauch und menschenrechtlichen Risiken einhergeht – vor allem in strukturschwachen Förderregionen wie dem Kongo oder Teilen Südamerikas.
Doch dieser „ökologische Rucksack“ relativiert sich in der Nutzungsphase. Zahlreiche Lebenszyklusanalysen (Life Cycle Assessments, LCA) zeigen, dass Elektroautos bereits ab einer Fahrleistung von rund 60.000 bis 80.000 Kilometern klimafreundlicher sind als vergleichbare Benziner oder Diesel und das bei weiter steigendem Anteil erneuerbarer Energien im Strommix deutlich früher.
So reduziert ein zunehmender Anteil grüner Energie den CO₂-Ausstoß beim Laden spürbar. Laut aktuellen Studien sinken die klimarelevanten Emissionen eines E-Autos um knapp 10 %, wenn der Strommix zunehmend auf erneuerbare Quellen umgestellt wird. In Deutschland beispielsweise, wo der Anteil erneuerbarer Energien kontinuierlich wächst, verbessert sich die Klimabilanz batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV) deutlich – ein Trend, der sich europaweit abzeichnet.
Darüber hinaus bietet das Recycling gebrauchter Batterien weiteres Einsparpotenzial: Bis zu 8 % weniger Emissionen lassen sich durch verbesserte Rückgewinnungsverfahren erzielen. Noch stärker könnten sich sogenannte Second-Life-Anwendungen auswirken, also die Nutzung gebrauchter Fahrzeugbatterien in stationären Energiespeichern. Allerdings sind diese bislang technologisch und wirtschaftlich nur bedingt ausgereift, sodass der Klimavorteil aktuell noch gering ausfällt.
Ein Aspekt, der in der öffentlichen Debatte bislang kaum beachtet wurde, ist die wirtschaftliche Lebensdauer von E-Autos. Eine aktuelle Analyse aus Norwegen zeigt, dass Elektrofahrzeuge mit geringer Reichweite schneller an Marktwert verlieren als vergleichbare Verbrenner. Grund dafür ist der rasche technologische Fortschritt, insbesondere bei der Batteriekapazität, der dazu führt, dass frühere Fahrzeuggenerationen schneller als veraltet gelten. In der Praxis bedeutet das: Viele E-Autos werden früher ersetzt, obwohl sie technisch noch einsetzbar wären, was sich negativ auf ihre Umweltbilanz auswirkt.
So kann abschließend gesagt werden, dass Elektroautos einen bedeutenden Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor leisten können, vorausgesetzt, bestimmte Bedingungen sind erfüllt: Sie müssen möglichst lange genutzt, mit Strom aus erneuerbaren Quellen geladen und am Lebensende umweltgerecht recycelt werden. Zugleich muss die Batterieproduktion nachhaltiger und ressourcenschonender werden. Vor allem aber sollte Elektromobilität nicht als Freifahrtschein für unbegrenzten Individualverkehr verstanden werden. Wirklich klimafreundliche Mobilität erfordert eine umfassende Transformation: weniger Autos, mehr gemeinschaftliche Nutzung, gut ausgebauter öffentlicher Verkehr und eine gerechte Rohstoffpolitik auf globaler Ebene.
Quellen:
- Andreassen, G.L. & J.T. Lind. (2024). Climate, technology and value: Insights from the first decade with mass-consumption of electric vehicles. Environmental and Resource Economics 87. (hier).
- Helms, H., C. Kämpfer, K. Biemann, U. Lambrecht, J. Jöhrens & K. Meyer. (2019). Klimabilanz von Elektroautos. Einflussfaktoren und Verbesserungspotenzial. Berlin: Agora Verkehrswende. (hier).
- Hung, C.R., S. Völler, M. Agez, G. Majeau-Bettez & A. Hammer Strømmann. (2021). Regionalized climate footprints of battery electric vehicles in Europe. Journal of Cleaner Production 322. (hier).
- Koroma, S.K., D. Costa, M. Philippot, G. Cardellini, M.S. Hosen, T. Coosemans & M. Messagie. (2022). Life cycle assessment of battery electric vehicles: Implications of future electricity mix and different battery end-of-life management. Science of the Total Environment 831. (hier)
- Maisel, F., C. Neef, F. Marscheider-Weidemann & N.F. Nissen. (2023). A forecast on future raw material demand and recycling potential of lithium-ion batteries in electric vehicles. Resources, Conservation & Recycling 192. (hier).